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Mitten im Honigtopf

Aldi heißt hier Hofer. Die Wiesen auf den Bergen sind bis zum Gipfel gemäht, auch der Rest sieht aus wie Österreich. Slowenien sagt herzlich Willkommen, und wieder entspricht nichts dem Bild im Kopf. Keine Holzkarren queren die Straße, keine kastigen kleinen Häuser lungern am Wegesrand, nichts verfällt, keine zerschossenen Mauern - im Gegenteil, aber so was von. 

Und so schaut Vermieter Mihael einigermaßen überrascht, als ich von ihm wissen will, wie reich Slowenien denn eigentlich ist. Man sieht ihm an, dass er mit der Frage nichts anfangen kann, er denkt sich seinen Teil. Einmal mehr rächt sich eine laxe Vorbereitung der Reise. So hätte ich längst wissen können: Slowenien ist nicht Kosovo; Slowenien zählt zu den reichsten ehemaligen Ländern des Sozialismus. 

Klein, aber fein

In den Supermärkten liegen Lebensmittel in Bioqualität, überall Cafés, alles extrem aufgeräumt, schick und propper, und gerade hat Robert Golob von der linksliberalen Bewegung Svoboda den Populisten Janez Jansa als Premierminister abgelöst, nicht gerade der aktuell populärste Trend in Europa. Klein, aber fein - und mit profitabler Lage.

Im Süden die Adria, im Norden die Alpen, links Italien, rechts Kroatien und Ungarn, oben ein Stück Österreich; dazwischen der Triglav Nationalpark, die Julischen Alpen, die blaugrüne Soča, die den Titel "schönster Fluss Europas" trägt - Slowenien ist mitten in den Honigtopf gefallen, und das hat sich zumindest bei den meisten inzwischen rumgesprochen. Wichen früher die Touristen eher notgedrungen hierher aus, weil ihnen Italien zu teuer und Kroatien zu erschlossen war, steht ihnen das Land heute in nichts nach, im Übrigen auch nicht bei den Preisen. Und wenn die junge Bekannte  aus Ljubljana sagt, im Sommer sei es inzwischen in allen Teilen des Landes überlaufen, glaubt man ihr aufs Wort.

Nun allerdings sind die äußeren Umstände das eine, die eigene Nachlässigkeit das andere, und gerade, als die Reisende aus Deutschland beginnt, sich in einem Rundumsorglospaket zu wähnen, wird sie zurückgeholt auf den Boden der Tatsachen.

Erschöpft von sich selbst

Wie schon in Tschechien und in Slowenien verliere ich beim Wandern meinen Weg. Anders als zu Hause (seltsam, wie sich das gerade anhört ), wo ich mich auf die deutsche Gründlichkeit auch am Berggipfel verlassen kann, ist die Ausschilderung hier eher rudimentär. Und wenn dazu das eigene Konzept nach dem Motto "wird schon" funktioniert, bekommt man schnell die Rechnung. Der Kompass liegt derweil im Auto bei der Wanderkarte. Das Handy hat keinen Empfang. Die sonst zuverlässige Routen-App funktioniert zwar offline, findet aber dennoch nicht den passenden Weg.

Manchmal ist man so erschöpft von sich selbst. 

Eine Katze hat sieben Leben. Hier retten drei junge Wanderer die Verzweifelte aus der verfahrenen Lage. Kasachstan? Nur zu.